"Ballance 1" Installation auf der Buxtehuder Kunstinsel 2010.

Als ich vor die Aufgabe gestellt wurde, die „Kunstinsel auf der Este“ zu gestalten, war mir gleich klar, dass ich etwas Bewegliches machen wollte. Etwas, was mit dem Gleichgewicht, der Balance und der Unruhe darin kommunizierte.

 

Ich arbeite viel mit Fundstücken, mit der Spannung von Vorgefundenem und Erfundenem, von ehemaliger Funktion und neuem ästhetischen Zusammenhang. Es entstehen immer wieder kleine Skulpturen aus Strandfunden. Diese Objekte entstehen spontan und unmittelbar nach dem Fund der Materialien, meistens noch am Strand.

So entstand am Nordseestrand 2007 auch die Vorlage zu dieser Installation auf der Kunstinsel in Buxtehude.

 

Das, was mich von je her fasziniert, ist das labile Gleichgewicht zwischen Ebbe und Flut. Gezeiten sind doch viel mehr als der sichtbare Ausdruck der Wirkung von Schwerkraft, wie sie vom Mond auf die Erde einwirkt: Gezeiten prägen das Leben der Fauna und Flora samt des Menschen an den Küsten, Gezeiten sind Naturereignisse und als solche auch zu Metaphern des Lebens geworden.

 

Die Installation „Balance 1“ auf der Kunstinsel bewegt sich nicht so berechenbar wie Ebbe und Flut, sondern ändert, für den Betrachter scheinbar völlig zufällig, seine Bewegung - ähnlich wie im Tanz. So wird hier aus der Bewegung ein ästhetisches Vergnügen.

Die Drehbewegungen, die durch Luftstrom und Wellenbewegung des Wassers entstehen können, werden nicht wirtschaftlich genutzt, sie bleiben hier ein rein meditatives Erlebnis.

 

Von der Idee zur Ausführung

die Vernissage im April 2010

Buxtehuder Tageblatt                                            Montag,12.April 2010

Schwimmende Kunst auf der Este

Bürgermeisterin Christel Lemm würdigte die Installation des „Offshore Künstlers“ Folkert Bockentien

BUXTEHUDE. Schwimmende Kunst in Buxtehude: Am Sonnabend hat die stellvertretende Bürger­meisterin Christel Lemm (SPD) im Stadtpark die Ausstellung der zweiten Kunstinsel auf der Este offiziell eröffnet. „Für mich ist es ein Seezeichen, das auf dem Was­ser tanzt", sagte Lemm. Es sei ein „farbiger Willkommensgruß".

Bis Herbst 2010 können nicht nur Buxtehuder die an ein See­zeichen erinnernde Installation von Folkert Bockentien, der als bildender Künstler und psychoanalytischer Kunst- und Gestaltungstherapeut in Buxtehude und Hamburg unterwegs ist, betrach­ten. Sein Werk dokumentiert auf eine spielerische Art und Weise unter anderem das labile Gleichgewicht zwischen Ebbe und Flut „Mein bewegliches Objekt auf der Kunstinsel ist ein farbiges Willkommenssignal an die Este", sagt der Künstler selbst.

Die „Kunstinsel" ist ein Kind des in Dammhausen lebenden Künstlers Jürgen K. F. Rohde, der seinen Kollegen und Kolleginnen eine schwimmende Plattform ge­ben wollte. Er selbst machte im vergangenen Jahr den Anfang und enterte den kleinen Ponton mit seinen „Rhombonaden", die einerseits ein maritimes Muster erkennen ließen, andererseits an asiatische Objekte erinnerten.

Rohde freute sich über das „heitere und vielschichtige Kunstwerk " seines Nach­folgers und lobte die hervorragende handwerkliche Ausführung. Das Thema Balance sei letztlich eine „philosophische Metapher für das Leben". Rohde zog Parallelen unter anderem zur kinetischen Kunst von Rebecca Horn und Jean Tinguely. Der Buxtehuder Folkert Bockentien wiederum bezeich­nete Rohde als den Begründer der „Offshore-Kunstwerke" in Buxtehude. Die Idee zu dem Kunstwerk sei ihm am Strand der nordfriesi­schen Insel Sylt gekommen. Dort entstand aus Treibgut eine kleine Skulptur - als Vorbild für die zweite Kunstinsel. „Diese Objekte entstehen meist noch am Strand", sagte Bockentien.

Mehr als 50 Kunstfreunde nah­men die Gelegenheit war, sich vor Ort mit dem Werk auseinander­zusetzen. „Das, was mich faszi­niert, ist das labile Gleichgewicht zwischen Ebbe und Flut", so der Künstler. Gezeiten seien viel mehr als der sichtbare Ausdruck der Schwerkraft, sie prägten Mensch und Natur - und seien zu Metaphern für das Leben ge­worden. Die Installation „Balan­ce l" sei nicht so berechenbar wie Ebbe und Flut, hier werde aus der Bewegung ein ästhetisches Ver­gnügen oder, wie der Künstler sagt, ein meditatives Erlebnis. Im Restaurant „Din Hau" direkt an der Este hängt eine Doku­mentation über das Kunstwerk und seine Entstehung an der Wand. (bv)

 

Aus dem BUXTEHUDER TAGEBLATT:

Kunst macht "sehr ärgerlich".

Wieder ein Kunstwerk beschädigt

Zerstörungswut ungebrochen

Wieder einmal haben Unbekannte in Buxtehude ein Kunstwerk beschädigt. Diesmal ist die maritime Installation von Folkert Bockentien am Stadtpark betroffen. Die beiden Kugeln an den Auslegern sind weg, und ein Ausleger ist abgeknickt. Susanne Wiegel vom Buxtehuder Kulturbüro findet den Vorgang "sehr ärgerlich". Es ist nicht die erste Zerstörung: Zuvor war bereits die Katze mit Bügel von Otmar Alt im Stadtpark beschädigt worden, die Has'- und Igel-Figuren der Märchengesellschaft waren aus der Verankerung gerissen worden, und auch die "Figur 1000" von Horst Antes am Geesttor wird immer wieder verbogen.